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Wenn schon, dann richtig!

Ich habe Schwedens Pandemiepolitik und den Staatsepidemiologen Anders Tegnell heftig kritisiert. Heute, einige Monate gescheiter, muss ich Abbitte leisten. Unter der Voraussetzung nämlich, dass Schweden etwas mehr Einwohner als Österreich hat und dass in Bezug auf den Umgang mit Altersheimen und Einwanderern Fehler offen eingestanden wurden, sind die Todeszahlen mit 13.800 zu etwa 10.000 in Österreich erstaunlich nahe beieinander.

In Schweden waren allerdings weder Geschäfte, Gastlokale, Hotels und Schulen geschlossen, noch wurde jemals eine Ausgangssperre verhängt. Man appellierte vielmehr an die Eigenverantwortung der Bürger. Ganz im Gegensatz zu Österreich, wo ein Lockdown den anderen ablöste und sich von Mal zu Mal immer weniger an die Verordnungen halten.

Hierzulande müssen die Braven, die geduldig die Eliminierung von Freiheiten und Grundrechten akzeptieren, das unsolidarische und kriminelle Verhalten ihrer Mitbürger ausbaden, solange die Infektionszahlen nicht sinken. Das ist absolut unfair und nicht weiter akzeptabel! Die Forderung kann daher nur lauten, dass sofort auf das schwedische Modell umgestellt wird. Oder dass man, wenn ein Lockdown schon für unumgänglich erachtet wird, mit allen polizeilichen Mitteln und drastischen Strafen dafür Sorge trägt, dass er eingehalten wird. Nicht nur mir ist jede Lust vergangen, weiterhin für andere den „Volltrottel“ zu spielen.

Alois Schöpf

Alois Schöpf, Autor und Journalist, lebt bei Innsbruck. Alois Schöpf schreibt seit 37 Jahren in Zeitungen und Zeitschriften, zuletzt seit 28 Jahren in der Tiroler Tageszeitung, pointierte und viel gelesene Kolumnen. Er ist einer der dienstältesten Kolumnisten Österreichs. Zahlreiche Veröffentlichungen, bei Limbus: Vom Sinn des Mittelmaßes (2006), Heimatzauber (2007), Die Sennenpuppe (2008), Platzkonzert (2009), Die Hochzeit (2010), Glücklich durch Gehen (2012), Wenn Dichter nehmen (2014), Kultiviert sterben (2015) und Tirol für Fortgeschrittene (2017). Zuletzt erschien in der Edition Raetia Bozen gemeinsam mit dem Fotografen und Regisseur Erich Hörtnagl "Sehnsucht Meer, Vom Glück in Jesolo", die italienische Übersetzung wurde zeitgleich präsentiert. Und es erschien, wieder bei Limbus, "Der Traum vom Glück, Ausgewählte Alpensagen". Schöpf ist auch Gründer der Innsbrucker Promenadenkonzerte und leitete das erfolgreiche Bläserfestival fünfundzwanzig Jahre lang bis 2019.

Dieser Beitrag hat 6 Kommentare

  1. Kobler Werner

    Sehr geehrter Herr Schöpf!
    Offenbar spricht man in Florida nie von Fluchtmutationen. Somit glaube ich, dass sich das „normale“ Virus hier totläuft, weil die Immunsysteme der Menschen sich genau auf dieses Virus einstellen können und nicht immer neuen Varianten hinterherhecheln müssen. Ich bin natürlich kein wie immer gearteter Fachmann und es ist nur meine persönliche Vermutung. Dass Florida 35.000 Tote bei 21,48 Mio. Einwohnern hat, ist natürlich bedauerlich, Österreich hat bei 8,859 Mio. 10.000 Tote. Würde man die Einwohnerzahl auf die von Florida hochrechnen, hätten wir auch 24.246 Tote, wenn ich richtig gerechnet habe, also auch nicht gerade eine Vorzeigezahl, welche die Lockdowns, die Vernichtung der Wirtschaft und viele an nicht behandelten Krankheiten und Suizid Verstorbene rechtfertigt.
    Ich vermute jedoch, dass Florida in Zukunft besser abschneiden wird und Österreich da im negativen Sinn aufholen wird.
    Tatsache ist, dass Florida keine Geschäftszusammebrüche, keine Übersterblichkeit und keine außerordentliche Sterblichkeit an „normalen“ Krankheiten hat.
    Zu den Leuten, die sich nicht an Sinnlosigkeiten halten und Ihr Gehirn einschalten: das ist legitim. Dass ich Sinnlosigkeiten wie Masken beim Schifahren etc. verweigere, gebe ich zu.
    Wie Rudi Anschober zeigt, hält er sich auch nicht an die Maskenpflicht im Freien für besagten Park, obwohl er die selber verordnet hat.
    Aber wie schon Schopenhauer sagte: „Der Wegweiser muss nicht den Weg gehen, den er weist.“

  2. Christine Holzner

    Sehr geehrter Herr Schöpf,
    Sie fordern als eine von zwei Alternativen den schwedischen Weg – und gleichzeitig, dass man – bei Alternative zwei – mit drastischen Mitteln gegen Lockdown-Verstöße vorgeht? Also letztlich gegen die Leute, die abgesehen von den Fehlern mit den Altenheimen (den aber ja auch Lockdowner wie Italien gemacht haben, übrigens mit unterm Strich schlechteren Ergebnissen, und da sind die Kollateralschäden noch gar nicht eingerechnet) den schwedischen Weg für richtig hielten? Warum sollte man, wenn der schwedische Weg der bessere ist, noch Leute abstrafen? Dann kann der Weg doch nur heißen: Weg mit dem Lockdown.

  3. Werner Kobler

    Sie könnten einmal einen Kommentar über unsere
    Kulturbereicherer schreiben, dass die sich an nichts
    halten und die Intensivbetten mit 60 % von Migranten
    belegt sind und wir dafür mit Lockdowns etc. büßen müssen.
    Die Moscheen sind proppenvoll gefüllt, da es da anscheinend
    eine Sondergenehmigung während des Ramadan gibt, aber
    bei uns Katholiken wird auf jede Kleinigkeit geschaut.
    Aber das trauen Sie sich nicht, denn dann stehen
    Sie im rechten Eck, obwohl es sich um Tatsachen
    handelt.
    Aber so sind die Journalisten eben. Uns anpatzen, aber
    ja nicht an die Zugewanderten anstreifen. Alles Gute zum Ramadan!

  4. Peter Fuchs

    Swarovski – Populismus – Oscar

    Dass sich die Manager des Kristall-Konzerns in den letzten Jahren mit Abbau und Wiedereinstellungen von Jobs medial präsent gezeigt haben, deutet schon daraufhin, dass diese Manager eher kurzfristig reagieren als langfristig zu agieren oder zu planen. Die Manager sollten sich meiner Meinung nach darauf besinnen, dass 120 % Umsatz, Quantität anstelle von Qualität, produziert in fernöstlichen Billiglohnländern, langfristig nicht zielführend sein kann.
    Die Manager des Kristall-Konzerns sollten sich auf ihre Kernkompetenz konzentrieren, das ist meiner Meinung nach die Produktion von exklusiven und qualitativ hochwertigen Kristall-Objekten. Die Fans und Liebhaber dieser Objekte werden Ihnen weiterhin als dankbare Abnehmer langfristig die Treue halten.

    Oscar für dilettantischen Populismus!
    Zum Thema Populismus finde ich es schon ein sehr starkes Stück, dass genau jener Hr. Walser, WKO Tirol, dem Hrn. Zangerl, AK Tirol, ‚unlogischen‘ Populismus vorwirft, welcher selbst vor kurzer Zeit mit 8 – anstelle von 150 von der Tiroler Landesregierung bestätigten Mutanten des afrikanischen Corona Virus – medial mit einer Pauschalattacke gegen die Corona-Maßnahmen der Bundesregierung aufgetreten ist. Schlimmer hätte man es nicht machen können – zum ‚fremdschämen‘ – wirklich wahr. Statt die entsprechenden notwendigen CORONA-Maßnahmen rasch umzusetzen, sind wir wieder mal berechtigt mit ‚Ischgl 2‘ europaweit medial geprügelt worden.

    Oscar für maximale Gewinnoptimierung, ohne mit der Wimper zu zucken!
    Medial übertroffen wurde diese Aktion nur noch von den ‚ägyptischen Erdäpfeln‘ von dem Vorzeige-Gemüse-Bauer Romed Giner, welcher zeitgleich mit der finanziellen Unterstützung der heimischen Kartoffelbauern die ägyptischen Frühjahrs- oder Herbstkartoffel – je nachdem – eingesackelt und über die Filialen der Fa. M-Preis zum Verkauf angeboten hat. Das dann auch noch mit ‚der kundenspezifischen Anforderung über die Normgröße der Kartoffel‘ zu argumentieren, ist wohl ein Schildbürgerstreich ohnegleichen.

  5. Martin Hauser

    Sehr geehrter Herr Schöpf,
    Ich bin ein regelmäßiger Leser Ihrer Kolumne. Heute haben Sie mich beim Lesen besonders erfreut mit Ihrer „Abbitte“ an den schwedischen Weg. Jeder kann irren. Insofern ist Selbsterkenntnis und daraus resultierende Entschuldigungen in dieser Zeit besonders schätzenswert. Würde auch Politikern kein Haar krümmen. (Siehe Angela Merkel) Ihr Kommentar vor einem Jahr hat mich nämlich ziemlich verärgert. Vor allem, dass Sie damals auch geschrieben haben, der schwedische Virologe und die gesamte Regierung möge vor den Internationalen Gerichtshof zitiert werden.
    Ich habe damals sofort einen Leserbrief verfasst und an die TT geschrieben. Wurde aber nicht veröffentlicht.
    Ihnen darf ich den Leserbrief von damals zur Verfügung stellen.

    Leserbrief vom 10. Mai 2020

    Das Leben und die Theorien
    Zum Kommentar von Herrn Schöpf hinsichtlich der schwedischen Strategie und der höheren Opferzahlen im Vergleich zur, von manchen kritisierten österreichischen Vorgehensweise,bitte ich, auch eine wirtschaftliche Betrachtung anzustellen. Jedes Leben ist schützenswert. Das steht außer Frage.
    Trotz der apokalyptischen Ankündigung unseres Bundeskanzlers, dass alle Österreicherinnen bald ein Corona-Opfer kennen werden, kenne ich – zum Glück – immer noch keine Corona-Toten in meinem persönlichen Umfeld.
    Hätte er gesagt, jeder von uns wird in wenigen Wochen jemanden kennen, der von Arbeitslosigkeit und Kurzarbeit betroffen, oder zu einem Härtefall geworden ist, er hätte einen Volltreffer als Hellseher gelandet.
    Ich merke an, dass ich persönlich als Kleinunternehmer nicht von der Krise betroffen bin. Ich kenne aber persönlich Einzelunternehmerinnen sowie Geschäftsführer von KMU, die aufgrund der österreichischen Vorgehensweise und dem radikalen Lockdown wirtschaftliche Corona-Opfer sind, massive wirtschaftliche und persönliche Einkommensverluste erlitten und existenzielle Sorgen haben. In Österreich sind das vermutlich mehr als 100.000. Allein in Tirol wurden bereits 14.288 Anträge an den Härtefond gestellt.
    Und wenn Herr Schöpf schon die absurde Idee vertritt, den schwedischen Epidemiologen Anders Tegnell und die schwedische Regierung vor den Internationalen Gerichtshof zu zitieren (Donald Trump dann auch?), dann hoffe ich für die österreichischen Unternehmen, dass das Aushebeln des alten Epidemiegesetzes aus dem Jahre 1950, mit dem Unternehmen ihren Anspruch auf staatliche Entschädigungsleistungen verloren haben, als Anlassgesetzgebung vom österreichischen Verfassungsgerichtshof für nichtig erklärt wird.

  6. Herbert Weiss

    Dem kann man eigentlich nur zustimmen! Aber wie soll das funktionieren? Der Vorsitzende der deutschen Polizeigewerkschaft sagte gestern, dass die Beamten mit einer flächendeckenden Überwachung des Lockdowns überfordert seien. Ich habe übrigens seit Wochen keinen Streifenwagen in meinem Kiez gesehen. Ab und zu wird zwar einer auch hier unterwegs gewesen sein, aber die haben auch mich nicht gesehen. Und viele andere ebenfalls nicht. Außerdem, wenn man spätabends im Dunkeln zwei Autoscheinwerfer sieht…

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