Print Friendly, PDF & Email

Fleisch essen ohne Tötung

Der Weltkonzern Pepsico und der Fleischersatzspezialist Beyond Meat planen gemeinsam pflanzenbasierte Drinks und Snacks zu entwickeln. Dazu passt das soeben abgeschlossene Tierschutzvolksbegehren, dessen Ziel eine artgerechte Haltung und die Verminderung des Tierleids ist. Es wurde von über 400.000 Österreichern unterschrieben. Trotz des Dauerthemas „Corona“ und trotz Ausgangsbeschränkungen!

Wenn der Philosoph Peter Sloterdijk davon spricht, dass die Tiere die Hauptverlierer der Moderne sind, klingt das angenehm theoretisch. Viel drastischer wäre die Methode, im Hauptabendprogramm des Fernsehens einmal eine Stunde lang zu zeigen, was täglich in einem der großen Schlachthöfe vom Antransport der Tiere bis zu ihrer industriellen Tötung passiert: Die einen würden wütend ob ihres ruinierten Abendessens das ORF-Zentrum stürmen, die anderen würden endgültig zu Vegetariern.

Was wir den Tieren nicht nur dadurch antun, dass wir ihre Lebenswelten immer weiter zurückdrängen und sie damit ausrotten, sondern auch dadurch, dass wir sie, obgleich fühlende und zumindest im Ansatz denkende und selbstbewusste Wesen, zum reinen Nahrungsmittel degradieren, ist absolut unerträglich. Und nur möglich, weil wir diesen Skandal jeden Tag neu verdrängen.

Zur drastischen Reduktion des Fleischkonsums, zu Ersatzfleisch oder genetisch in der Petrischale hergestelltem Fleisch gibt es keine Alternative!

Alois Schöpf

Alois Schöpf, Autor und Journalist, lebt bei Innsbruck. Alois Schöpf schreibt seit 37 Jahren in Zeitungen und Zeitschriften, zuletzt seit 28 Jahren in der Tiroler Tageszeitung, pointierte und viel gelesene Kolumnen. Er ist einer der dienstältesten Kolumnisten Österreichs. Zahlreiche Veröffentlichungen, bei Limbus: Vom Sinn des Mittelmaßes (2006), Heimatzauber (2007), Die Sennenpuppe (2008), Platzkonzert (2009), Die Hochzeit (2010), Glücklich durch Gehen (2012), Wenn Dichter nehmen (2014), Kultiviert sterben (2015) und Tirol für Fortgeschrittene (2017). Zuletzt erschien in der Edition Raetia Bozen gemeinsam mit dem Fotografen und Regisseur Erich Hörtnagl "Sehnsucht Meer, Vom Glück in Jesolo", die italienische Übersetzung wurde zeitgleich präsentiert. Und es erschien, wieder bei Limbus, "Der Traum vom Glück, Ausgewählte Alpensagen". Schöpf ist auch Gründer der Innsbrucker Promenadenkonzerte und leitete das erfolgreiche Bläserfestival fünfundzwanzig Jahre lang bis 2019.

Dieser Beitrag hat 3 Kommentare

  1. Veronika Rom-Erhard / Walter Rom, Kundl

    Fleischlos, auch fürs Klima!
    Apropos: Alois Schöpf ‚Fleisch essen ohne Tötung‘
    Herzlichen Dank an Alois Schöpf für die klaren Worte!
    Der Gaumenkitzel, den viele beim Verzehr von Fleisch empfinden, steht in keinem Verhältnis zu dem Elend, in dem sogenannte Nutztiere ihr kurzes Leben fristen, und der Grausamkeit, mit der sie es in Schlachthäusern verlieren. Tiere sind fühlende und empathische Lebewesen und nicht Ressource für menschliche Bedürfnisse.
    Neben diesen zutiefst ethischen Gründen sprechen aber auch ökologische Gründe gegen den Konsum von tierischen Produkten. 83% der Landwirtschaftsflächen und rund 60% der Emissionen unseres Ernährungssystems entfallen auf tierische Lebensmittel oder plakativ gesprochen: Ersetzt man Rindfleisch durch Tofu, werden 96 % weniger Treibhausgase emittiert und 99 % weniger Flächen belegt. Um einer drohenden Umwelt- und Klimakrise zu entkommen, ist eine (vorwiegend) pflanzenbasierte Ernährung unausweichlich. Dabei spielt jeder einzelne durch sein Konsumverhalten eine wesentliche Rolle. Jeder entscheidet für sich, was täglich ins Einkaufswagerl kommt oder auch nicht.
    Roher Tofu schmeckt fad und langweilig, gleich wie rohes, ungewürztes Fleisch. Es kommt auf die Gewürze und die Zubereitung an. Vegetarische und vegane Kochbücher stehen mittlerweile auf den Bestsellerlisten. Auch das Internet bietet eine Vielzahl von Rezeptideen für die vegetarisch/vegane Küche. Gründe genug, althergebrachte Ernährungspfade zu verlassen und sich auf das Abenteuer, nachhaltige, ressourcenschonende und pflanzenbasierte Ernährung einzulassen.

  2. Michael Unterweger

    Sehr geehrter Herr Schöpf!
    Dass Sie in Ihren „Apropos“ häufig gegen das Tierleid anschreiben, freut mich (71-jähriger Ex-AHS-Lehrer für Deutsch und Englisch) als halb Vegetarier/halb Veganer (seit 1983) und Unterstützer jeglicher Aktionen in Richtung Verminderung von besagtem Tierleid immer wieder, auch wenn unser Ansinnen angesichts des überwiegenden Desinteresses der Allgemeinheit (400.000 Unterschriften ein Ansatz, aber wahrscheinlich im Endeffekt wirkungslos) kaum durchzusetzen ist.
    Ihr lobenswerter Kommentar „Fleisch essen ohne Tötung“ lässt leider sicher viele Vertreter der Wirtschaft (Landwirte, Handel, Tiertransporte etc.), aber auch Konsumenten, denen das „Hemd“
    (billige Fleischprodukte, kein Abgehen von schon in der Kindheit indoktrinierten Essgewohnheiten) näher ist als der „Rock“ (Mitleid mit der geschundenen Kreatur) den Kopf schütteln. Wenn meine Frau und ich uns von allen Freunden (!) distanzieren würden, die bei gesellschaftlichen Zusammenkünften neben uns genüsslich ihr Kalbfleisch (woher auch immer importiert) zerlegen oder (nicht ohne dabei in orgiastische Lobeshymnen zu verfallen) genüsslich in die Entenbrust beißen, die einen Tag vorher noch wesentlcher Bestandteil eines fröhlich quakenden Tierchens war, könnten wir uns gleich eine einsame Kräuterinsel suchen oder ein Altersplätzchen bei den Jains reservieren lassen.
    Ohne Fleisch (Kälber) keine Milch (Kühe), ohne Fleisch keine Kraft, ohne Rinder-Export keine Devisen, ohne Tierversuche keine Coronaimpfstoff, etc. etc. Die von Ihnen angesprochene erwünschte Reduktion von Tierqualen bleibt wahrscheinlich leider nur ein frommer Traum, wenn man sieht, was auf unserer Welt den wehrlosen Geschöpfen in Wahrheit angetan wird. Aber es ehrt Sie, dass Sie die Mühe auf sich nehmen, auch in meinem Namen dagegen Stellung zu nehmen! Vielen Dank!

  3. Johanna Rotter

    Sehr geehrter Herr Schöpf!
    So traurig die Tatsachen an sich sind, sosehr bin ich Ihnen dankbar, dass Sie in Ihrem „Apropos“ auf Seite 2 der TT vom 30.01.2021 auf die unvorstellbaren und grauenhaften Tierhaltungs- vor allem aber Schlachtmethoden hinweisen.
    Daher traurige Grüße!

Schreibe einen Kommentar