Print Friendly, PDF & Email

Elias Schneitter
Jedem sein Buch!

Seit knapp zwanzig Jahren betreibe ich einen Kleinverlag, die Edition BAES. Die Gründung erfolgte aus dem einfachen Grund, weil ich für ein Buch keinen Verlag fand. Damals um die Jahrtausendwende kam gerade das Book on Demand auf den Markt. Damit war es möglich, dass man relativ preisgünstig und mit geringem Aufwand ein Buch herstellen konnte. Diese Mög-lichkeit nutzte ich. Überraschenderweise verkaufte sich der Titel „Tirol ist nur eines“ mit Cartoons von Bertram Haid und eigenen Texten sehr gut. Mehr als tausend Exemplare konnten wir abset-zen. Das ermunterte mich weiterzumachen.

Inzwischen sind in der Edition BAES über fünfzig Titel erschienen. Für „A Parallel Planet of People and Places“ von ruth weiss erhielten wir 2012 vom Bundesministerium  und dem Hauptverband des österreichischen Buchhandels die Auszeichnung „schönstes Buch Österreichs“ im Bereich Belletristik, was in Tirol nicht wahrgenommen wurde. Verkauft habe ich von dem Gedichtband dieser großartigen und leider vor kurzem verstorbenen Beat-Autorin gerade mal 40 Stück. (Als Leser habe ich ein Faible für Beat-Literatur, daher habe ich auch einige Bücher mit US-amerikanischen Beat-Autoren gemacht.)

Es war natürlich nie meine Absicht, mit meinem Kleinverlag Geld zu verdienen. Das ist mir auch nachhaltig gelungen. Ebenso wie es nie mein Ziel war, ein größerer Verlag zu werden. Angetrieben wurde ich von der romantischen Vorstellung, ein wenig „underground“ zu sein.

Hinter jedem Buch, das bei BAES herausgekommen ist, stehen Geschichten, nicht selten sehr sonderbare, wobei ich keine davon missen möchte, auch wenn sie mich manchmal Nerven und auch Geld gekostet haben. So habe ich zum Beispiel einen Titel gleich dreimal neu gedruckt und es ist mir gelungen, bis zum heutigen Tag kein einziges Stück davon zu verkaufen. Das finde ich genial! Damit das auch so bleibt, verrate ich nicht, um welches Buch und um welche(n) Autor*in es sich handelt. Für solch herrlichen Erfahrungen bin ich gerne bereit, etwas in die Tasche zu greifen. (Diese Publikation wurde ohne öffentliche Unterstützung gemacht.)

Manchmal habe ich den Eindruck, dass es heute Mode geworden ist, dass jeder ein Buch schreiben und publizieren will. Dagegen ist nichts einzuwenden. Sogar mein Fuzzi-Verlag bekommt regelmäßig Manuskripte zugesandt. Da sind teilweise interessante Projekte darunter, aber ein Buch mit, sagen wir, dreihundert Seiten würde meine Kapazitäten massiv überschreiten. Oft ist es nicht einfach, den Urhebern mitzuteilen, dass man – aus welchen Gründen auch immer – das Manuskript nicht veröffentlichen kann. Die Autoren sind in der Regel sehr empfindlich, glauben an ihre Meisterwerke und nehmen Ablehnungen persönlich. Manchmal, so meine Erfahrung, haben „Schreibneulinge“ eine unrealistische Sichtweise vom Literatur- und Büchermarkt. Übertrieben formuliert: Es glauben viele, es genüge ein Buch zu veröffentlichen und schon stünde das Glück vor der Tür. Realität ist, dass der Literatur- und der Buchmarkt nicht anders funktionieren wie der Möbel- oder der Schuhhandel.

Wenn sich jemand also unbedingt in den Kopf gesetzt hat, ein Buch in die Welt zu setzen, dann ist das heute mit Selfpublishing relativ leicht möglich. Man kann nur einige wenige Exemplare drucken lassen und muss nicht gleich ein paar hundert bestellen, die dann im Keller herumlagern.

Elias Schneitter

Elias Schneitter, geb. 1953, lebt in Wien und Tirol. Zahlreiche Publikationen. Zuletzt der Erzählband „Fußball ist auch bei Regen schön“ (Edition BAES), der Roman „Ein gutes Pferd zieht noch einmal“ (Kyrene Verlag) und der Gedichtband „Wie geht’s“ in der Stadtlichter Presse, Hamburg. Daneben Tätigkeit als Kleinverleger der edition baes (www.edition-baes.com), wo ein Schwerpunkt auf die Veröffentlichung von Literatur aus der US-amerikanischen Subkultur gelegt wird. Schneitter ist Mitbegründer und Kurator beim internationalen Tiroler Literaturfestival „sprachsalz“ (www.sprachsalz.com) in Hall.

Schreibe einen Kommentar