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Egyd Gstättner
Endlich Nichtraucher!
Oder:
Wie wir die Sucht besiegten.

Den heurigen Weltnichtrauchertag habe ich zum Anlass genommen, ein wenig in den Nachlässen prominenter Meister zu stöbern, die ihre Sucht besiegten (ohne dass die Öffentlichkeit bisher davon Kenntnis erlangt hätte) und so auch unsere Kulturgeschichte immens bereicherten.

Hier einige Zitate, dem einfachen Mann (Frau) zum Nachdenken und zur Nachahmung empfohlen:

Robert Musil: Seit ich meine Sucht besiegt habe, habe ich mich in einen Mann verwandelt, der immer neue Eigenschaften an sich entdeckt: Ich behandle das Leben als etwas Angenehmes, in das man durch Nichtrauchen noch tiefer eindringen kann. Ich lebe, um zu nichtrauchen… ich lebe um nicht zu rauchen… wenn bloß die Wortfindungsstörungen nicht wären…

E. M. Cioran: Das sind die drei Freudens-Meilensteine meiner Existenz: Geburt, Verzicht auf Tabak, Tod. Niemals hätte ich meinen berühmten Essayband „Vom Vorteil, geboren zu sein“ schreiben können, ohne mit dem Rauchen aufgehört zu haben… Es ist sooo schön, ein Positivinski zu sein!

Michel Houellebecq (Vorlass): Endlich hat sich in den letzten Jahren der langsame, aber unerbittliche Würgegriff um die unverbesserlichen Raucher geschlossen! Das hat sehr dazu beigetragen, sie von der Welt abzukapseln, aus dem Raucher einen zu machen, der sich überhaupt nicht mehr als Bürger begreift und den öffentlichen Raum als feindliches Territorium betrachtet, in dem er nicht willkommen ist, in dem es keinen Platz für ihn gibt. Endlich!

Italo Svevo: Jetzt bin ich also der lebensfähige, starke Mann, der ich immer sein wollte! Ein guter Ehemann und liebevoller Familienvater! Und ein erfolgreicher, anerkannter Schriftsteller! Außerdem habe ich sämtliche Wetten, dass ich es schaffen würde, gewonnen – und mich dadurch finanziell saniert! Was ich nur für ein Gezeter wegen der dummen Zigaretten gemacht habe! Wenn ich nur früher gewusst hätte, wie einfach es ist aufzuhören! Auch bei meinem Autounfall war ich durchs Nichtrauchen viel fitter!

Mark Twain: Als Nichtraucher ist alles viel leichter! Zum Beispiel das Aufhören! Das Nichtrauchen-Aufhören! Das habe ich schon zwanzig Mal geschafft!

Ingeborg Bachmann (vermutlich ca. August 73): Endlich NichtraucherIn! Noch in „Malina“ hatte ich Zigaretten als Zeiteinheit verwendet: „Noch 60 Zigaretten bis Ivan“. MRR hat mich daraufhin eine „gefallene Lyrikerin“ genannt. Da habe ich gewußt: Du mußt dein Leben ändern! Wer weiß wohin das geführt hätte, dauernd mit brennenden Zigaretten einzuschlafen. Jetzt schreibe ich dreißig tolle Romane, werde sicher 80 Jahre alt und hoffentlich berühmt!

Am berührendsten vielleicht die legendären Worte Sigmund Freuds, des Hohepriesters des inneren Schweinehunds, schon im englischen Exil gesprochen: „Since I can no longer smoke freely, I really enjoy writing. My next project: Das Behagen in der Kultur.“

Egyd Gstättner

Egyd Gstättner (* 25. Mai 1962 in Klagenfurt) ist ein österreichischer Publizist und Schriftsteller. Egyd Gstättner studierte an der Universität Klagenfurt Philosophie, Psychologie, Pädagogik und Germanistik. Schon während des Studiums begann er mit Veröffentlichungen in Zeitschriften wie manuskripte, protokolle, Literatur und Kritik oder Wiener Journal. Seit seiner Sponsion 1989 lebt er als freier Schriftsteller in Klagenfurt, wo er zahlreiche Essays u. a. für die Süddeutsche Zeitung, Die Zeit, Die Presse, Falter, Kurier und Die Furche verfasste. Besonders bekannt wurde er im Süden Österreichs mit seinen Satiren in der Kleinen Zeitung. Darüber hinaus schrieb und gestaltete er Features für die Österreichischen Radioprogramme Ö1 und Radio Kärnten sowie für den Bayerischen Rundfunk.1993 wurde er zum Dr. phil. promoviert. 1990 erschien die erste eigenständige Buchpublikation („Herder, Frauendienst“ in der „Salzburger AV Edition“). Bis 2018 wurden insgesamt 34 Bücher Gstättners bei Zsolnay, Amalthea, in der Edition Atelier und seit 2008 im Picus Verlag Wien publiziert. Seit 2016 hat er einen zweiten Wohnsitz in Wien. Gstättner ist verheiratet und hat zwei erwachsene Töchter.

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