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Bürgerliche Denkfaulheit

Der Anteil der ÖVP liegt in großen Städten, ungeachtet ihrer türkisen Mutation auf Bundesebene, oftmals weit unter 20 Prozent. Die Tatsache, dass dieselbe Partei in Tirol unangefochten den Landeshauptmann stellt, ergibt sich daraus, dass sie im ländlichen Raum punktet. Wen wundert´s, wenn man bedenkt, wie sehr ihre weltanschauliche Ausrichtung in 100-jähriger Verspätung zwischen Zeltfest, Blasmusik der Stufe B, Schützen und „Zuallererst möchte ich die hohe Geistlichkeit begrüßen!“ einzustufen ist?

Dass sich diese Denkfaulheit, den Zeitgeist buchstäblich links liegen zu lassen, katastrophal auswirkt, zeigt sich am Fall Geisler, dessen kaum verständlicher, mittels Untertitel professionell zum Skandal gestylter „Luder-Sager“ wie eine Naturkatastrophe über die schmähstade Landes-ÖVP hereinbrach. Es zeigt sich auch daran, dass Tirols Tourismus und Tirols Touristiker europaweit als ekliges Beispiel der Geldgier dargestellt werden können, gegen das keine noch so teure Werbekampagne etwas ausrichten wird.

Die Zeiten sind endgültig vorbei, Kritik in Sachen Umwelt, Feminismus und Tourismus einfach auszusitzen. Es geht längst darum, endlich im Sinne eines bürgerlichen und aufgeklärten Selbstbewusstseins durch scharfes Denken und intelligente Debatten einer moralistischen und fundamentalistischen Selbstberauschung und ihren immer noch unfaireren Vermarktungsmethoden entgegenzutreten.

Alois Schöpf

Alois Schöpf, Autor und Journalist, lebt bei Innsbruck. Alois Schöpf schreibt seit 37 Jahren in Zeitungen und Zeitschriften, zuletzt seit 28 Jahren in der Tiroler Tageszeitung, pointierte und viel gelesene Kolumnen. Er ist einer der dienstältesten Kolumnisten Österreichs. Zahlreiche Veröffentlichungen, bei Limbus: Vom Sinn des Mittelmaßes (2006), Heimatzauber (2007), Die Sennenpuppe (2008), Platzkonzert (2009), Die Hochzeit (2010), Glücklich durch Gehen (2012), Wenn Dichter nehmen (2014), Kultiviert sterben (2015) und Tirol für Fortgeschrittene (2017). Zuletzt erschien in der Edition Raetia Bozen gemeinsam mit dem Fotografen und Regisseur Erich Hörtnagl "Sehnsucht Meer, Vom Glück in Jesolo", die italienische Übersetzung wurde zeitgleich präsentiert. Und es erschien, wieder bei Limbus, "Der Traum vom Glück, Ausgewählte Alpensagen". Schöpf ist auch Gründer der Innsbrucker Promenadenkonzerte und leitete das erfolgreiche Bläserfestival fünfundzwanzig Jahre lang bis 2019.

Dieser Beitrag hat 6 Kommentare

  1. Rinaldo

    Leider sind die augenzwinkernden smileys in meinem Kommentar – zwischen den Zeilen – unsichtbar,
    die das Ihnen selbstverständlich vergönnte Lob gerne, sogar noch ein wenig wortreicher ausgeschmückt, gesehen hätten.

  2. Alois Schöpf

    Ach lassen Sie mir doch das kleine Vergnügen, hin und wieder einfach gelobt zu werden.
    Alois Schöpf

  3. Rinaldo

    Kommentare ?
    „Phantastisch“ „Super“ ?
    Wenn mir zu einem Thema sonst nichts einfällt, dann schreib‘ ich lieber gar nichts, was niemandem abgehen wird.

  4. Monika Vandory

    Hallo, lieber Alois – mein Kommentar dazu
    S U P E R :-):-):-):-)

    Liebe Grüße Monika

  5. Christiane Unterwurzacher

    Phantastischer Kommentar, lieber Herr Schöpf!! Er hat heute Morgen trotz des grausligen Wetters die Sonne aufgehen lassen : – )).
    Schönes Wochenende noch!

    Christiane Unterwurzacher

  6. Heinz Rohrmoser

    Sehr geehrter Herr Schöpf,

    zu Ihrer heutigen Glosse darf ich Ihnen ehrlich gratulieren.
    Sie treffen mit Ihrer Analyse der Tiroler ÖVP den Nagel auf den Kopf.
    Dem ist nichts mehr hinzuzufügen, die haben nichts dazugelernt !
    Wie heißt’s so schön – Hochmut kommt vor dem Fall !Das hoffe ich !

    Mit besten Grüßen
    Heinz Rohrmoser

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