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Und jetzt Nerzfarmen!

Covid19 hat erneut die perfekten Abschirmungsmechanismen unserer hedonistischen Ignoranz durchlöchert. Da eine Mutation des Virus bei Nerzen für den Menschen, diese Krone der Schöpfung, möglicherweise gefährlich werden könnte, sind plötzlich die Nerzfarmen im alleranständigsten und deshalb europaweit bewunderten Dänemark ins Blickfeld geraten. Dort werden alljährlich 19 Millionen Nerze gezüchtet.

Jetzt sollen sie, wie das heißt, gekeult werden. Ein wunderbares Wort, das in Verbindung mit „Keule“ und „Erschlagen“ unmissverständlich andeutet, unter welch unsäglichen Bedingungen die Tiere gehalten werden. Eine Dokumentation der größten deutschen Tierschutzorganisation PETA, die unter https://www.peta.de/nerzfarm im Internet abrufbar ist, zeigt es deutlich. Wer bei dem Anblick nicht ganz abgebrüht ist, dem bleibt nur noch die Wahl zwischen vor Ekel zu erbrechen, vor Wut an die Decke zu springen oder sich zu schämen, ein Mensch zu sein. Denn hier zählt nicht einmal mehr die Ausrede, dass es um die Erprobung eines lebenswichtigen Medikaments geht. Nein! Es geht um Pelze, um am Laufsteg der Eitelkeit zu punkten.

20.000 Schweineschlachtungen bei Tönnies pro Tag! Massenhaftes illegales Abschneiden der Schwänze bei Ferkeln! Unsachgemäße und leidvolle Schlachtung von Tiroler Rindern im Libanon. Das sind nur ein paar weitere Fälle der letzten Zeit! Das ist nur noch verwerflich! Es reicht!

Alois Schöpf

Alois Schöpf

Alois Schöpf, Autor und Journalist, lebt bei Innsbruck. Alois Schöpf schreibt seit 37 Jahren in Zeitungen und Zeitschriften, zuletzt seit 28 Jahren in der Tiroler Tageszeitung, pointierte und viel gelesene Kolumnen. Er ist einer der dienstältesten Kolumnisten Österreichs. Zahlreiche Veröffentlichungen, bei Limbus: Vom Sinn des Mittelmaßes (2006), Heimatzauber (2007), Die Sennenpuppe (2008), Platzkonzert (2009), Die Hochzeit (2010), Glücklich durch Gehen (2012), Wenn Dichter nehmen (2014), Kultiviert sterben (2015) und Tirol für Fortgeschrittene (2017). Zuletzt erschien in der Edition Raetia Bozen gemeinsam mit dem Fotografen und Regisseur Erich Hörtnagl "Sehnsucht Meer, Vom Glück in Jesolo", die italienische Übersetzung wurde zeitgleich präsentiert. Und es erschien, wieder bei Limbus, "Der Traum vom Glück, Ausgewählte Alpensagen". Schöpf ist auch Gründer der Innsbrucker Promenadenkonzerte und leitete das erfolgreiche Bläserfestival fünfundzwanzig Jahre lang bis 2019.

Dieser Beitrag hat 6 Kommentare

  1. Peter Walch

    Man muss mit den Kolumnen von Alois Schöpf nicht immer einer Meinung sein – er selbst wird es auch nicht erwarten – aber hier zum Thema, wie der Mensch mit der Kreatur, am Beispiel der Nerzfarmen in Dänemark, umgeht, da gebe ich ihm Recht. Man muss das Tier nicht vermenschlichen, aber es ist auch ein Geschöpf aus Gottes Hand, mit dem man mit der größtmöglichen Sorgfalt, auch dem nötigen Respekt, dem man einem Lebewesen schuldet, umgehen sollte: als ein unabdingbares Zeichen der Zivilisation. Das Problem wie in vielen Dingen liegt in der Masse. Hier wird das Tier zur Ware deklariert, das Gefühl, es mit einem Lebewesen, zwar nicht mit einer Seele dem Menschen gleich, zu tun zu haben, das Angst und Schmerz erleidet, schwindet. Den Rest von Mitgefühl erledigt dann das Geld, der Profit in allen möglichen Ausformungen. Selbst mit Tieren im Elternhaus aufgewachsen, auch im Beruf eine Zeit lang – in diesem Fall mit Pferden konfrontiert – weiß ich, wie es bei artgerechtem Umgang schön ist, zu beobachten, wie ein Tier sogar zum Kameraden werden kann. Mensch besinne dich, willst du nicht den letzten Rest von Würde und Anstand auf dem Altar der Eitelkeit (Mode) und des Nie genug (Essverhalten) auf Kosten eines dir in letzter Konsequenz ausgelieferten Wunders der Schöpfung opfern!

  2. Walter Pittracher

    Betreff: Tierleid
    Ja, es würde mehr als reichen!

  3. Sonja Ultsch

    Lieber Alois!
    Seit vielen Jahren kämpfe ich gegen Massentierhaltung und unterstütze mit meiner Tochter sämtliche Tierschutzorganisationen.
    Unser Hauptproblem ist jedoch die Arroganz, wie mit Lebensmitteln umgegangen wird. Täglich kämpfen wir mit unseren Mitarbeitern, nicht alles sofort in den Müll zu werfen, sondern zu verarbeiten. Brot zu den Bauern bringen usw.
    Mir wird oft schlecht, wenn ich sehe, dass komplette Buffets im Müll landen. Ich bin in der 5-Sterne-Kommission und muss das immer wieder feststellen. Anstatt es den Mitarbeitern zu schenken oder weniger aufzubauen, wird bis zum Schluss aufgehäuft – und dann alles in den Müll. Um zu zeigen, wie gut es einem geht.
    Auch den Bauern sollte man immer wieder das Bewusstsein schärfen, dass Tiere keine Maschinen sind. Leider ist auch da nicht immer die Wertschätzung für das Lebewesen vorhanden.
    Freue mich sehr, dass dies jemand so auf den Punkt anspricht. Bitte unbedingt weiter machen. Danke

  4. Peter Schallhart

    Sg Hr Schöpf!
    Danke für die klaren Worte, die eigentlich noch heftiger ausfallen sollten. Bitte nützen Sie all Ihren Einfluss und alle Verbindungen, den grauenhaften Umgang mit Tieren täglich ins Bewusstsein von Menschen zu bringen, denen Menschlichkeit im besten Sinn offensichtlich völlig abhanden gekommen ist.

  5. Michael Unterweger

    Danke für Ihren mir (als engagiertem Tierschützer) aus dem Herzen sprechenden, heute in der TT veröffentlichten Kommentar!
    Michael Unterweger

  6. Beatrix Feuerstein

    Guten Tag
    Ich schäme mich schon lange ein Mensch zu sein. Ihre Ausführungen ließen sich noch unendlich fortführen. Da braucht es noch viele Lockdowns, bis der Mensch umdenkt.
    Beste Grüsse

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