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Freiwillig geht nicht!

Taiwan, eine Demokratie und dicht besiedelt, meldete bei ca. 23 Millionen Einwohnern seit Beginn der Corona-Pandemie 679 Infizierte und 7 Tote; im Vergleich zu Österreich, das bei ca. 8 Millionen Einwohnern und 280.000 Infizierten 3200 Tote zu beklagen hat. Grund für dieses absolut krasse Missverhältnis ist nicht nur Taiwans Insel-Lage, sondern schlicht und einfach auch die Tatsache, dass jemand, der dort die Quarantäne bricht, mit einer Strafe von bis zu 9000 € belegt wird.

Ganz im Gegensatz zu Österreich, wo die Regierung versucht, die Bevölkerung auf Freiwilligkeitsbasis dazu zu bewegen, doch bitte zu den Massentests zu gehen und sich dereinst in signifikantem Ausmaß impfen zu lassen. Hierzulande kostet es nichts oder fast nichts, wenn man erst gar nicht begreift oder begreifen will, was epidemiologisch los ist. Oder wenn man keine Lust hat, sich an gewisse Vorschriften zu halten, weil es ohnehin die anderen trifft. Oder weil man aufgrund narzisstischer Verstörung überhaupt glaubt, gescheiter als der Rest der Welt zu sein.

Solidarität ist offenbar eine Tugend von gestern geworden. Daher wäre es nur gerecht, wenn all jene, welche nicht zu den Massentests erscheinen und schon heute eine Impfung kategorisch ablehnen, sich die Folgen ihrer Meinungen nicht von anderen bezahlen lassen, sondern allfällige Covid-19-Krankheitskosten, zumindest zum Teil, selbst finanzieren müssten.

Alois Schöpf

Alois Schöpf, Autor und Journalist, lebt bei Innsbruck. Alois Schöpf schreibt seit 37 Jahren in Zeitungen und Zeitschriften, zuletzt seit 28 Jahren in der Tiroler Tageszeitung, pointierte und viel gelesene Kolumnen. Er ist einer der dienstältesten Kolumnisten Österreichs. Zahlreiche Veröffentlichungen, bei Limbus: Vom Sinn des Mittelmaßes (2006), Heimatzauber (2007), Die Sennenpuppe (2008), Platzkonzert (2009), Die Hochzeit (2010), Glücklich durch Gehen (2012), Wenn Dichter nehmen (2014), Kultiviert sterben (2015) und Tirol für Fortgeschrittene (2017). Zuletzt erschien in der Edition Raetia Bozen gemeinsam mit dem Fotografen und Regisseur Erich Hörtnagl "Sehnsucht Meer, Vom Glück in Jesolo", die italienische Übersetzung wurde zeitgleich präsentiert. Und es erschien, wieder bei Limbus, "Der Traum vom Glück, Ausgewählte Alpensagen". Schöpf ist auch Gründer der Innsbrucker Promenadenkonzerte und leitete das erfolgreiche Bläserfestival fünfundzwanzig Jahre lang bis 2019.

Dieser Beitrag hat 7 Kommentare

  1. Georg Posch

    Wow, super Artikel in der heutigen TT! Sie sprechen mir aus der Seele, die größte Gefahr dieser Epidemie sind die Leugner und Intriganten, die Hobbyvirologen!!! Ihr Artikel müsste meiner Meinung nach täglich auf der Titelseite abgedruckt werden, denn leider gibt es auch in der schreibenden Zunft zu viele Verharmloser, welche einen gewissen Nährboden für die Verharmloser in der Bevölkerung darstellen. Ganz zu schweigen von unseren fast schon kriminell anmutenden Oppositionspolitikern, welche alles, wirklich alles, was die Regierung macht, schlechtreden. Wir sind verloren 😞! Nein, ich gehöre zu den Optimisten, gehe heute mit der gesamten Familie natürlich testen und hoffe auf weitere positive Artikel Ihrerseits. Gemeinsam kommen wir da raus! Gruß aus Imst.

  2. Andrea Mariacher-Gruber

    Sg Hr.Schöpf!
    Mein Mann und ich möchten Ihnen recht herzlich zu Ihrem gelungenen Apropos-Artikel heute in der TT gratulieren. Sie sprechen Dinge an und aus, wovor sich manch einer drückt. Wir sind bereits gestern testen gegangen und haben das auch gern kundgetan, mussten uns aber von einigen Freunden/Bekannten diesbezüglich schief anreden lassen.
    Danke für ihre Zeilen!

  3. Brigitte Geiger

    Guten Tag Herr Schöpf,
    ihr Artikel heute ist wieder ganz nach meinem Sinn. Freiwilligkeitsbasis funktioniert nicht mehr, wenn soviel Leute weltweit an diesem Virus versterben und die Wirtschaft großteils am Boden liegt. Es kann nicht nur ein Nehmen, sondern muss auch ein Geben für uns Staatsbürger gelten.
    Mit der Impfung haben wir wieder dasselbe Thema. Besonders für einige Berufsgruppen muss es Pflicht sein, freiwillig geht nicht, sie haben damit vollkommen recht.
    Schönen Sonntag

  4. Martin Schatz

    Hallo Herr Schöpf!
    Jetzt haben wir uns lange nicht mehr gelesen. Sie können das als Zeichen werten, dass ich Ihren Kommentaren in letzter Zeit immer wieder mal zugestimmt habe. Wir haben zwar oft unterschiedliche Ansichten, aber bei gewissen Themen kann ich Ihre Argumente zumindest nachvollziehen.
    Zur aktuellen Samstag-Ausgabe der TT muss ich Ihnen aber klar widersprechen: Sie dürfen bitte nicht glauben, dass jeder der sich NICHT impfen lassen möchte, das sozusagen “zu Fleiß” tut oder weil er unverantwortlich ist. Ich hab, so glaub ich, eh schon mal erwähnt, dass ich in einem Altersheim arbeite. Wir vom Personal würden ja zu den Ersten gehören, denen die Impfung sozusagen angeboten/nahegelegt wird. Ich kann Ihnen aber sagen, dass nicht wenige – inklusive mir – hier wirklich sehr unsicher sind, denn letztlich ist es eine Art “Massenversuch” und man weiß nicht genau, was da passiert. Und es sollte jeder über seinen Körper frei entscheiden können. Von daher werde zumindest ich das (vorerst) ablehnen.
    Sie sollten daher bitte nicht alle in so ein Eck stellen. Es gibt nämlich sehr wohl Menschen, die das Virus keinesfalls leugnen, aber trotzdem “Angst” vor einer Impfung haben. Denn wenn was schiefgeht, kann man das danach nicht mehr rückgängig machen und man kämpft sein restliches Leben damit.
    Vielleicht können Sie das nachvollziehen!
    Weiterhin viel Gesundheit und liebe Grüße!

  5. Ronald Weinberger

    Mehr Disziplin braucht das Land!
    Selbst manchen Exponenten der ach so liberalen und toleranten Demokratien scheint inzwischen zu dämmern, dass sich unser teillibertäres Gesellschaftssystem angesichts mangelnder Durchsetzungskraft bei Pandemie(n), Islamismus, illegaler Migration, Trump & Co. zunehmend als Wolkenkuckucksheim entpuppt. Samthandschuh-Demokratien, in denen man der Etablierung von PFLICHTEN gerne abhold, indes nur der von RECHTEN zugetan ist, dürften zu einem Auslaufmodell geraten.
    Wollen wir dem entgegensteuern, sollten wir m. E. zumindest eine Prise von Autoritarismus zulassen. Das beginnt bei effizienteren disziplinären Möglichkeiten für Lehrer bis hin zur wirksamen Abstrafung von ihre Mitmenschen schädigenden Quertreiber.

  6. Brigitte Egger-Riedmüller

    Sehr geehrter Herr Schöpf,
    herzlichen Dank für Ihre sehr treffenden Worte in Ihrem Kommentar der heutigen Tageszeitung!!
    Sie sprechen mir aus der Seele. Es ist für mich unverständlich, wenn es immer noch Menschen gibt, die sich nicht an die Corona Maßnahmen halten und nicht verstehen wollen, dass sie damit nicht nur sich selber schützen, sondern auch alle andere, im Besonderen die Risikogruppen.
    Natürlich leben wir Gott sei Dank in einer freien Gesellschaft, aber Freiheit bedeutet für auch Verantwortung, sich selber und auch den anderen gegenüber. Ihr Kommentar bezüglich der Kostenübernahme ist zwar überspitzt (ich vermute das ist beabsichtigt), regt aber hoffentlich zur Diskussion an.
    Auch ich hinterfrage für mich die ein oder andere Maßnahme, aber nach Abwägung der daraus folgenden Vor- oder auch Nachteile komme ich meist zu dem Schluss, dass es im Sinne der Allgemeinheit einfach wichtig ist, sich daran zu halten. Ich hatte heuer eine Operation an der Lunge und konnte am eigenen Leib spüren, wie gut unser Gesundheitssystem funktioniert. Dazu möchte ich auch festhalten, dass ich KEIN Sonderklassepatient bin.
    Die großen Kritiker und Besserwisser können sich ja zur Verfügung stellen und sagen, was sie besser machen würden, aber dann auch Verantwortung für diese Entscheidungen tragen. Immer nur kritisieren hilft uns allen nicht weiter. Nicht die Politik allein kann diese Pandemie besiegen, nur wir alle GEMEINSAM. Die dafür notwendigen Tugenden heißen für mich: ACHTUNG – RESPEKT – SOLIDARITÄT allen Mitmenschen gegenüber.
    Wenn die Generation, die heute als Risikogruppe betrachtet wird, nach dem Krieg nicht am Aufbau unseres schönen Landes so viel mitgetragen hätte, würde es uns heute allen nicht so gut gehen!! (Ich bin 53, gehöre also nicht dazu.)
    Ich wünsche Ihnen alles Gute und bleiben Sie gesund!
    Nehmen Sie bitte auch weiterhin in Ihren Kommentaren kein Blatt vor den Mund!!

    Mit besten Grüßen

  7. Wolfgang Kirchmair

    Lieber Alois,
    Zeit, Dir wieder einmal kurz zu schreiben: „Freiwillig geht nicht!“ – wie wahr! Genau so ist es und kein bisschen anders. Einmal mehr, dass Du mir (und meiner Frau Regina) mit jeder Zeile aus den Herzen sprichst.

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