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Falscher Datenschutz

Bei einem schweren Verkehrsunfall erfahren wir fast alles: Alter und Geschlecht des Lenkers, Anzahl und Alter der Verletzten, Ursache des Unfalls, Alkoholisierungsgrad, Umstände der Rettung und Art der Verletzungen. Wenn es um Covid-19-Infektionen geht, erfahren wir fast nichts! Was soll diese falsche Scham? Immerhin sind in diesem Fall Leben und Gesundheit von wesentlich mehr Menschen betroffen!

Dabei geht es hier nicht um eine sogenannte Vernaderung, ein Begriff, der mir, wenn es um ein schwer unverantwortliches Handeln gegenüber anderen Leuten geht, ohnehin vollkommen deplatziert erscheint. Es geht schlicht und einfach um das berechtigte Interesse, darüber informiert zu werden, welche Situationen im Hinblick auf potentielle Infektionen und Clusterbildungen gerade besonders gefährlich sind und welche Lehren daraus für das eigene Verhalten zu ziehen sind.

Und es geht auch darum, dass nicht all jene, die sich brav im eigenen Interesse und im Interesse ihrer Mitbürger an die Vorschriften zur Eindämmung der Pandemie halten, den Eindruck gewinnen müssen, dass alle anderen, die etwa bei Demonstrationen auf Masken und Abstand verzichten oder sich auch sonst als Querdenker und Ignoranten bewusst an nichts halten, hochoffiziellen staatlichen Datenschutz genießen.

Herr Rizzoli, packen sie aus, was sie wissen! Oder geben Sie zu, wenn sie es nicht wissen, dass ihre Contact-Tracer belogen werden!

Alois Schöpf

Alois Schöpf, Autor und Journalist, lebt bei Innsbruck. Alois Schöpf schreibt seit 37 Jahren in Zeitungen und Zeitschriften, zuletzt seit 28 Jahren in der Tiroler Tageszeitung, pointierte und viel gelesene Kolumnen. Er ist einer der dienstältesten Kolumnisten Österreichs. Zahlreiche Veröffentlichungen, bei Limbus: Vom Sinn des Mittelmaßes (2006), Heimatzauber (2007), Die Sennenpuppe (2008), Platzkonzert (2009), Die Hochzeit (2010), Glücklich durch Gehen (2012), Wenn Dichter nehmen (2014), Kultiviert sterben (2015) und Tirol für Fortgeschrittene (2017). Zuletzt erschien in der Edition Raetia Bozen gemeinsam mit dem Fotografen und Regisseur Erich Hörtnagl "Sehnsucht Meer, Vom Glück in Jesolo", die italienische Übersetzung wurde zeitgleich präsentiert. Und es erschien, wieder bei Limbus, "Der Traum vom Glück, Ausgewählte Alpensagen". Schöpf ist auch Gründer der Innsbrucker Promenadenkonzerte und leitete das erfolgreiche Bläserfestival fünfundzwanzig Jahre lang bis 2019.

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