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Ronald Weinberger
Tierisches
Drei Gedichte

Siezen als Vorteil

Der Kakadu ist indigniert,
falls er so angesprochen wird;
der stolze Vogel findet nämlich
das Duzen teils frivol, teils dämlich.
Die Lösung liegt im „Gewusst-wie“:
Aus KakaDU wird KakaSIE!


Entpuppung

Ein Falter eine Falterin
erst roch, dann sah; schon war er hin
und weg von ihren Pheromonen
die derlei Damen innewohnen
und, ejektiert danach von diesen,
durchströmen Felder, Wälder, Wiesen,
zudem von ihren schönen Schuppen
(und hoffte, sie würde nicht entpuppen
sich als – da hatte er Erfahrung –
frigid; sprich: abgeneigt der Paarung).

Er pumpte voll sich die Tracheen
und glitt zu ihr. Hübsch anzuseh’n
war sie: Die würd‘ ihm wahrlich taugen
allein schon die Facettenaugen …
zusammen mit manch runden Hügeln
die da sind, Männchen zu beflügeln.
Schnell hatte er sich überlegt
was, passend, man(n) zu sagen pflegt,
um Herz, dann Leib, der Falterfrau
im Sturm zu nehmen. Ganz genau,
er würd ihr sagen. „Gnäd’ge Frau,
wenn ich auf Ihre Fühler schau
dann wird die Welt mir himmelblau“.

Ach nein, zu platt, so geht das nicht
hielt er geheim mit sich Gericht.
Doch plötzlich, übermannt vom Trieb,
rief er (er war vom 10. Hieb):
„He Pupperl, wia was mid uns zwaa?
Zu zweidt iss bessa ois alaa!
I kenn, ned weid, a Blütenheck’n …“
(„dord kann I dir’n daun einistecken“,
so dachte sich der geile Falter;
wir ahnen: Das geht schief, mein Alter!).

Darauf sprach, als Replik, die Holde
(ihr Name – was sonst?! – war Isolde),
dies schmucke, fesche, Falterweiberl:
„Du Depp, bei mia reißt du ka Leiberl,
verschwindt, sunst hoi I d’Bolizei!“
Womit hiermit der Reim vorbei.


Urviecher und Co

Der Aal nagt gern am Hollerstrauch,
das Chamäleon bisweilen auch.

Der Emu, der hingegen,
lechzt nach des Papstes Segen.

Das Gnu, mit seinen Flossen,
liebt saure Sommersprossen.

Der Ibis jagt in Korsika
vergeblich nach Generika.

Der Kugelfisch zerkugelt sich
vor Lachen über dich und mich.

Das Murmeltier frisst feiste Sprotten,
besonders wenn sie zart gesotten.

Der Orca schnuppert Safranblüten,
bevorzugt die in Plastiktüten.

Die Quappe ist gar liederlich;
sie wirft mit Astgabeln um sich.

Der Springbock fliegt stets nach Gespür
und hinter sich wirft zu die Tür.

Das Urviech, weil sehr anerkannt,
ist König in dem Viecherland.

Das Wollnashorn, da längst perdu,
verbietet sich jegliche Liebesmüh.

Der Yak ist kaum euphorisiert,
dass er als Schlusstier reüssiert.

Ronald Weinberger

Ronald Weinberger, Astronom und Schriftsteller, 1948 im oberösterreichischen Bad Schallerbach geboren, war von 1973 bis 1976 wissenschaftlicher Mitarbeiter am Max-Planck-Institut für Astronomie in Heidelberg. Von 1977 bis zum Pensionsantritt im Dezember 2011 war Weinberger an der Universität Innsbruck am Institut für Astronomie (heute Institut für Astro- und Teilchenphysik) als Fachastronom tätig. Als Schriftsteller verfasst Weinberger humorvolle Kurzgedichte und Aphorismen, aber auch mehrere Sachbücher hat er in seinem literarischen Gepäck: Seine beiden letzten Bücher erschienen 2022 im Verlag Hannes Hofinger, im Februar das mit schrägem Humor punktende Werk "Irrlichternde Gedichte" und im September das Sachbuch „Die Astronomie und der liebe Gott“ mit dem ironischen, aber womöglich zutreffenden, Untertitel „Sündige Gedanken eines vormaligen Naturwissenschaftlers“.

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