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Hannes Hofinger
Der Briefträger ist der Mörder!

Da läuft etwas schief. Gewaltig schief!

Beispiel Ibiza:
Da verscherbelt ein größenwahnsinniger FPÖ-Chef die Republik und alles was dazu gehört. Aber angeklagt wird der Briefträger. Die Hatz gilt einzig den Videomachern und deren eventuellen Drahtziehern.

Was nicht sein darf, das darf eben nicht sein. Und wenn dieses Video nicht aufgetaucht wäre, dann hätten wir noch die glorreichen Typen in der Regierung. Schuld ist der Briefträger!

Beispiel Chat-Protokolle:
Da werden irrwitzige Kommunikationen bekannt. Schon klar: strafrechtlich nicht relevant und logischerweise Unschuldsvermutung und eh klar, alles ehrenwerte Männer ohne Fehl und Tadel.

Aber unabhängig vom Strafrecht darf es einen politisch interessierten Bürger sehr wohl interessieren, wie die da oben so ticken. Und dabei ist es mir völlig egal, ob ich die aufschlussreiche Info über angeblich staatstragende Persönlichkeiten per Selbstanzeige, per Postwurf oder durch meinen Briefträger erfahre.

Anstatt eine Debatte über charakterliche Eignungen zu initiieren, wird nur darüber gejammert, dass da irgendwo ein Maulwurf aus der geheimen Post geklaut haben könnte.

Wir sollten froh sein, dass es Menschen gibt, die solche Informationen an uns weitergeben. Leute, die unter unvorstellbarem Risiko für das eigene Leben dafür sorgen, dass die da Oben nicht uns da Herunten blöd sterben lassen können. Julian Assange sei hier als Beispiel angeführt. Assange ist der Briefträger und der Briefträger ist der Mörder. Nicht der Gärtner.

Hannes Hofinger

Hannes Hofinger (* 21. Dezember 1947 in St. Johann in Tirol) ist ein österreichischer Schriftsteller, Bibliothekar und Verleger. Hannes Hofinger ist Chronist und Heimatforscher und verlegt vor allem Kleinodien aus der Umgebung von St. Johann in Tirol.

Dieser Beitrag hat einen Kommentar

  1. Geza Gold

    Die österreichischen Institutionen wie die öster. Gesellschaft verstehen sich wie immer meisterlich in der Täter-Opfer-Umkehr. Ein Schaulaufen. Und nicht nur innerhalb der Politik – Stichwort „gewaltig schief“: Bez. des immer noch tabuisierten Themas der häuslichen Gewalt gegen Frauen zum Beispiel fällt Österreichs Justizsprechung auf die untersten Ränge innerhalb Europas. Es gibt so gut wie keine Verurteilungen, falls es denn überhaupt zu einer Anklage kommt. Warum? Weil hier ebenso eine unfassbare Opfer-Täter-Umkehr stattfindet: Die Frau, die durch einen Mann Gewalt erfahren hat, wird automatisch zur „Provokateurin“, zur „Gschichtldruckerin“ gemacht und muss sich ergo (im besten Falle) einem psychologischen Gutachten unterwerfen, nicht um festzustellen, ob Frau glaubwürdig sei, nein, um ganz im Sinne der Verteidigung des männlichen Täters zu untermauern, Frau sei ja unglaubwürdig, weil:………………. Bitte setzen Sie hier sämtliche Attribute ein, die Frau ganz wie von selbst attestiert werden, wenn es darum geht, dem armen männlichen Gewalttäter unter die Arme zu greifen. Automatisch mutiert damit der Täter zum Opfer, das gestreichelt werden muss. Wie hinsichtlich Postenschacherei oder Ibiza-Affäre aktuell debattiert, steht und fällt alles mit der Ausrichtung der Gesellschaft: Nichts wird sich hinsichtlich Gesetzgebungen, Politik und Justiz ändern, solange wir, die Gesellschaft nicht einmal im Alltag, im Kleinsten, Stellung beziehen, Farbe bekennen. Für die meisten von uns sind all die Julian Assanges, Alexej Nawalnys und Edward Snowdens da draußen bloß temporär aufblitzende Sonderlinge, die wir mal beklatschen, mal verteufeln. Nur: Ich habe mir diese heuchlerische Gesellschaft nicht ausgesucht. Ich wohne in ihr, weil sie mich leider täglich umgibt und ankotzt.

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