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Gérard Albertini
Du, Leben
Gedicht

Wer raubt mir den Atem, macht mich Staunen?
Wer hält mich auf Trab mit all seinen Launen?
Wer wagt, mit mir zu gehen durch dick und dünn?
Wer bringt zugleich Verlust und so viel Gewinn?
Du, Leben, von dir sprech` ich eben!
Du, Leben, kannst vor allem mir geben
vier Jahreszeiten, die mich begleiten!

Geburt, Erwachen, Glucksen, Lachen
Strampeln, Schreien, Wachsen, Gedeihen
Kräfte Sammeln, erste Worte Stammeln
Sich Verstecken, die Liebe Entdecken
Hoffnung, Mut, Freiheit, Glut
Sturm und Drang nächtelang.
Ich fühl ihn sprudeln, den Frühling in dir!

Sich Entwickeln, Reifen, Lernen, Begreifen
Suchen, Finden, Hürden überwinden
der Jugend Entrinnen, Erfahrung Gewinnen
Erfolge erspähen, in der Mühle sich Drehen
Kraft, Energie, Koketterie
Freude, Sonne, Licht und Wonne:
Stolz trägst du den Sommer zur Schau!

Gewinnen, Verlieren, manches Riskieren
Prüfen, Vergleichen, manche Rechnung Begleichen
Konturen Erkennen, Zeiten Benennen
Bremsen Ziehen, dem Alltag Entfliehen
Vorsicht, Gefühl, Trauer, Kalkül
mal heiß, mal kalt, nicht mehr jung, noch nicht alt.
Ich finde schon, der Herbst steht dir gut!

Kein Hasten, kein Schinden, sich selber Finden
Kein Toben, kein Lärmen, am Erinnern sich Wärmen
Frieden schließen, die Ruhe genießen
Zuversicht Nähren, Verständnis Gebären
Zeit des Verzeihens, auch des Gedeihens
Ein Beginn am Ende – der Tod als Wende.
Den Winter möcht ich nicht missen an dir!

Du, Leben, raubst mir den Atem, machst mich Staunen!
Du, Leben, hältst mich auf Trab mit all deinen Launen!
Du, Leben, wagst, mit mir zu gehen durch dick und dünn!
Du, Leben, bringst zugleich Verlust und so viel Gewinn!
Du, Leben, ich lieb dich, will`s nicht bestreiten!

aus
Gérard Albertini
Poetisches Bekenntnis
Engelsdorfer Verlag Leipzig
Soeben erschienen

Weitere Informationen:
http://www.bewegungszentrum.at/gerard/

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