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Elias Schneitter
Rasen statt Honig! Lärm statt Ruhe!

Ende Februar, Anfang März erleben wir die ersten Vorboten des heftig ersehnten Frühlings. Krokusse, Schneeglöckchen, Schneerosen, Palmkätzchen kommen in meinem Garten zum Vorschein. Der vergangene Winter war wieder einmal, wie die Winterzeit eben ist, hart, schneereich und er brachte tiefe Temperaturen. Von C. rede ich nicht.

Mit dem Frühjahr beginnt jetzt wieder das Wachstum, die Natur drängt darauf, ihre Pracht zu zeigen. Eine große Freude für mich, auch wenn sich zugleich bei mir Bedenken einstellen. Unweigerlich kommen mir, wenn ich an die warmen Jahreszeiten denke, die lärmenden, maschinellen Gartengeräte in den Sinn. Vertikutierer, Rasenmäher, Motorsensen! Für mich ein Horror in zweifacher Hinsicht: erstens wegen des Lärms und zweitens wegen der Zerstörung, die diese widernatürlichen Geräte überall anrichten.

Statt eine blühende Blumenwiese wachsen und gedeihen zu lassen, sodass Bienen und Kleintiere ein fröhliches Dasein fristen können, donnern unentwegt Gras-Guillotinen über den Boden und vernichten alles, was sich ihnen gegen die Messer stellt. Für mich ist eine Rasenanlage inzwischen ein geradezu hässlicher Anblick (sorry!). Ich kann nicht verstehen, warum man sich all die unnötige Arbeit antut und nicht, wie es vernünftig wäre, das Gras wachsen lässt und es zwei- bis dreimal im Jahr händisch mit Sense (Ersatz fürs Fitnessstudio!) oder bei größeren Anlagen mit einem Mähbalken (Kreuzweh) beseitigt. Zumindest könnte man eine hybride Möglichkeit wählen, eine Mischung aus Rasen und Wiese.

Ich habe das Glück (oder in dieser Hinsicht auch das Pech) in einer Wohnsiedlung mit Einfamilienhäusern und kleinen Gartenanlagen zu leben. Auch hier – so wie im ganzen Land – ist an den Wochenenden das Rasenmähen zu einer beliebten Sportart geworden. Regelmäßig kommen diese Ungeheuer zum Einsatz und, abgesehen von der Naturzerstörung, die sie anrichten, löst ihr penetranter Lärm heftige allergische Reaktionen bei mir aus. Oft bleibt mir nur noch die Flucht in die Stammkneipe (zumindest in Zeiten ohne C.). Der Radau bereitet mir starkes körperliches Unbehagen.

Abschließend darf ich noch anführen, dass in meinem Garten natürlich kein Rasenmäher und keine Motorsense zum Einsatz kommen. Diese Erwähnung nur deshalb, um gewisse Verdachtsmomente bezüglich der Bearbeitung meiner Anlage zu zerstreuen.

Daher: Es lebe der Blumengarten! Es lebe die Sense! Es lebe die Pracht der Natur. Nieder mit den Rasenanlagen und ihren Rasenmähern!

Elias Schneitter

Elias Schneitter, geb. 1953, lebt in Wien und Tirol. Zahlreiche Publikationen. Zuletzt der Erzählband „Fußball ist auch bei Regen schön“ (Edition BAES), der Roman „Ein gutes Pferd zieht noch einmal“ (Kyrene Verlag) und der Gedichtband „Wie geht’s“ in der Stadtlichter Presse, Hamburg. Daneben Tätigkeit als Kleinverleger der edition baes (www.edition-baes.com), wo ein Schwerpunkt auf die Veröffentlichung von Literatur aus der US-amerikanischen Subkultur gelegt wird. Schneitter ist Mitbegründer und Kurator beim internationalen Tiroler Literaturfestival „sprachsalz“ (www.sprachsalz.com) in Hall.

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