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Elias Schneitter
Dual income, no kids.

Als Vater zweier erwachsener Kinder und als inzwischen allein lebender Mann hat mich der internationale Frauen-tag etwas nachdenklich gestimmt. Wie nicht anders zu erwarten war, ging es an diesem Tag inden Medien fast ausschließlich um die Benachteiligung der Frauen, um deren Mehrfachbelastungen, Beruf, Haushalt, Pflege, Kinder, um ihr geringeres Gehalt verglichen mit jenem der Männer, um Altersarmut etc.

Kurz zusammengefasst und ein wenig überspitzt formuliert: Frauen sind Opfer. Männer sind die Privilegierten.

Als 1988 meine Tochter als Erstgeborene zur Welt kam, waren meine Frau und ich berufstätig. Sie verdiente zwar mehr als ich, aber trotzdem blieb sie – und das war für uns überhaupt kein Thema – zuhause beim Kind. Anfügen möchte ich hier, dass es damals für Männer keine Möglichkeit gab, in Karenz zu gehen.

Drei Jahre später wurde unser Sohn geboren. Wieder das Gleiche. Meine „arme“ Frau hatte die Kinder am Hals, während ich als „Glückspilz“ in die Arbeit durfte.Meine Frau blieb solange zuhause, wie es gesetzlich möglich war und solange sie Karenzgeld beziehen konnte, also knapp sechs Jahre.

Während unsere Kinder heranwuchsen, hatten wir uns finanziell nach der Decke zu strecken. Trotzdem gehören für meine Frau diese Jahre zu den Schönsten und die Rückkehr ins Berufsleben war für sie alles andere als angenehm. Auch ich möchte – und das gilt auch noch für heute – keinen Tag missen, an dem ich mit meinen Kindern zusammen war und bin.

Vor allem und besonders wurde am Frauentag beklagt, dass die Erziehung der Kinder, das Angebot für die Aufbewahrung des Nachwuchses sehr mangelhaft sei und massiv ausgebaut werden müsse. Nun weiß ich, dass wir in einer „material world“ leben, aber in dem Zusammenhang frage ich mich schon, was diese Kinder in zehn, zwanzig Jahren einmal sagen werden, wenn sie schon als Kleinkinder für das Fortkommen der Eltern nur eine „Belastung“ waren?

Oft frage ich mich, warum tun sich Leute Kinder überhaupt an, wenn sie ohnehin nur als Ballast empfunden werden? Warum nicht eine DINK- (dual income, no kids) Beziehung wählen? Dann würden viele materielle Probleme wegfallen und die Kinder wären aus dem Weg geräumt.

Elias Schneitter

Elias Schneitter, geb. 1953, lebt in Wien und Tirol. Zahlreiche Publikationen. Zuletzt der Erzählband „Fußball ist auch bei Regen schön“ (Edition BAES), der Roman „Ein gutes Pferd zieht noch einmal“ (Kyrene Verlag) und der Gedichtband „Wie geht’s“ in der Stadtlichter Presse, Hamburg. Daneben Tätigkeit als Kleinverleger der edition baes (www.edition-baes.com), wo ein Schwerpunkt auf die Veröffentlichung von Literatur aus der US-amerikanischen Subkultur gelegt wird. Schneitter ist Mitbegründer und Kurator beim internationalen Tiroler Literaturfestival „sprachsalz“ (www.sprachsalz.com) in Hall.

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