Michael Oertl
Unverschämte Geschichten
Reinhard Walcher
Verschämte Bilder

27 Geschichten und 27 Illustrationen in Farbe
sowie 4 Zeichnungen und 2 Briefe des Verlegers und des Autors

Verlag EYE/Landeck
Druck Bruno Gitterle/Imst
Lektorat Sabine Gitterle
Hard-Cover – 15,5 cm x 21,5 cm – 160 Seiten – Preis € 19,70.
Erhältlich im guten Buchhandel
oder Online unter reinhardwalcher@outlook.com
oder michael.oertl@chello.at

An irgendeinem Tag des Sommers 2010 – es sollte der dritte und letzte Sommer des Kunsthauses Wörgl werden – erschien Michael Oertl und brachte eine kleine, abgegriffene Mappe mit. Es war ein schöner Tag und viele Leute erholten sich im Park vom Genuss der modernen Kunst. Michael bot an, aus seinen Werken in der schmuddeligen Mappe im Dachboden vulgo Atelier vorzulesen. Immerhin 20 bis 25 der dösenden Hundertschaften Kulturbegeisterter mühten sich die hühnerleiterartigen Treppen hinauf ins Allerheiligste des Kunsthauses. Und dann las Michael und las und las, während die ZuhörerInnen sich vor Lachen bogen und Lach- sowie Bauchkrämpfe erlitten.
Und so beschlossen wir, dieses nun vorliegende Buch in der kürzest möglichen Zeit von nur knapp elf Jahren zu fabrizieren, wozu ich einige Zeichnungen und Bilder beizusteuern vorhatte. Und es dann – wie durch ein Wunder beflügelt –  auch tat.
Möge der/die geneigte LeserIn einen Hauch des illustren letzten Sommers des Kulturhauses Wörgl vermittels der Texte und Bilder in diesem Buch erahnen und ein bisschen Wehmut mit uns teilen. Oder auch einfach lachen … (Reinhard Walcher im Juli 2020).

UNVERSCHÄMTE GESCHICHTEN von MICHAEL OERTL VERSCHÄMTE BILDER von REINHARD WALCHER
VERSCHÄMTE BILDER von REINHARD WALCHER

Bleibende Werte und das Wurscht
(Anriss der Geschichte Nummer 18 von Michael Oertl)

„Mir isch des ja wurscht!“, sagte der Schalterbeamte in bestem Innsbruckerisch zum Kunden, der ein bestimmtes Entgegenkommen von ihm erhoffte.

Damit wollte er zum Ausdruck bringen, dass es ihm persönlich gleichgültig sei, sich so oder so zu verhalten. Und wenn er sich so und nicht so entscheiden würde, dann sei das nicht Aus-druck einer persönlichen Missstimmung gegenüber dem Kunden, Anzeichen von Abneigung oder Vorurteil, o nein, keineswegs! Andererseits aber hege er auch keine Sympathie für ihn, keine Solidarität – nein, auch das nicht. Die Angelegenheit als Sache und der Kunde als Person seien ihm – eben wurscht.

Ohren. Welch süß vertrauter Klang aus Kinder- und Jugendtagen war da an mein Ohr gedrungen! Wurscht. In der gegenwärtigen Inflation von „cool“ und „geil“, in der ich als Auslaufmodell hoffnungslos zu versinken drohe, ist das eine Flagge in der Wüste, ein Pfahl im Sumpf, ein Anker, an dem ich mich festhalten kann und der Vergangenheit und Zukunft miteinander verbindet. Wurscht hat es immer gegeben, wurscht wird immer sein. Alles ist wurscht, nur Wurscht ist nicht wurscht. Großartig ist sie, diese …. usw. (Michael Oertl irgendwann im frühen 21. Jahrhundert).